Dachbegrünung: So können Dachdecker und Zimmerer den Mega-Trend nutzen

120 Millionen m² Dachfläche sind in Deutschland bereits begrünt. Seit 2008 wächst der Markt für Dachbegrünung jährlich im Schnitt um sieben Prozent. Und dabei ist der Markt noch lange nicht gesättigt: Im Schnitt werden nur rund 8 Prozent der neu entstehenden Flachdächer begrünt.

Selbst wenn diese Zahlen des Bundesverbands GebäudeGrün e. V. (BuGG) nur schwer überprüfbar sind: Es genügt schon ein Blick auf die meisten Flachdächer um festzustellen, dass der Markt für Dachbegrünungen noch lange nicht ausgeschöpft ist. Engagierte Dachdecker und Zimmerer können sich hier gut profilieren und idealerweise im Verbund mit einem Garten- und Landschaftsbauer ein neues Geschäftsfeld erobern. Übrigens unterstützt auch der Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks ZVDH den Trend zur Dachbegrünung.

Dachbegrünungen sehen toll aus und sind ökonomisch wie ökologisch attraktiv

Dachbegrünungen werten insbesondere den Freizeit- und Erholungswert von Flachdächern in Städten deutlich auf. Gerade in den vergangenen Jahren haben viele Menschen ihr Zuhause neu entdeckt und wollen dort investieren.

Dachbegrünungen sind aber noch aus einem ganz anderen Grund eine richtig coole Sache: Sie dämmen und haben damit eine Mit ihrer energieoptimierenden Wirkung wirken sie im Sommer kühlend und im Winter dämmend. Damit lassen sich Energiekosten sparen bzw. wertvolle Ressourcen schonen. So verringern sie auch den CO2-Ausstoß. Wie alle anderen Pflanzen ist zudem auch eine Dachbegrünung luftreinigend – und sie produziert Sauerstoff. Begrünte Dächer sind besser gegen Sonne, Verwitterung oder Beschädigungen wie z. B. Hagel geschützt. Eine Dachbegrünung hat also nicht nur einen ästhetischen, sondern auch einen hohen ökologischen und ökonomischen Wert.

Bis zu zwei Liter Verdunstung pro Tag, eine Lärmminderung von 20 dB und eine Senkung der Lufttemperatur um 1,5° Celsius – das sind nur drei von zahlreichen Vorteilen einer Dachbegrünung.

Dachbegrünung: Von intensiv bis extensiv ist alles möglich

Gründach ist nicht gleich Gründach: Für die Bepflanzung eines Dachs gibt es verschiedene Optionen und Möglichkeiten. Mit diesem Überblick können Sie die wichtigsten Unterschiede schnell erkennen.

Extensivbegrünung Einfache Intensivbegrünung Intensivbegrünung (Dachgärten)
Statik / Tragfähigkeit der Dachfläche, in Last pro kg bzw. in kN/m² 80 bis 170 kg/m², (= ca. Gewicht eines üblichen Kiesbelags), 0,8 bis 1,7 kN/m2 150 bis 200 kg/m², 1,5 bis 2 kN/m2 Ab ca. 300 kg/m², ab 3 kN/m2
Dachart Flach- und Schrägdächer Flach- und Schrägdächer Flachdächer
Aufbauschicht 8 bis 15 cm 12 bis 90 cm Über 25 cm
Bepflanzung Gräser, Kräuter, Moose oder Sedumarten wie z. B. Mauerpfeffer oder Dachwurz Ziergräser, Stauden, kleinere Gehölze Rasenflächen, auch im Garten übliche Pflanzen oder Bäume
Pflegeaufwand Niedrig 1 bis 2 Mal im Jahr Eher niedrig, 2 bis 3 Mal im Jahr Hoch, 3 bis 10 Mal im Jahr (wie im Garten)
Baugenehmigung In der Regel nein Im Individualfall zu entscheiden In der Regel Ja

Für Zimmerer und Dachdecker lohnt es sich, zur Dachbegrünung mit Gartenexperten zusammenarbeiten

Gerade bei beratungsintensiven Themen wie Dachbegrünung brauchen private Bauherren oder gewerbliche Auftraggeber wie z. B. Wohnungsbaugesellschaften und Immobilienträger Verlässlichkeit in Planung und Beratung. Wer hier von Anfang an informiert ist und kompetent auftritt, kann sich so einen guten Wettbewerbsvorteil verschaffen. Die wenigsten Dachdecker und Zimmerer sind aber auch gleichzeitig Spezialisten für Dachbegrünungen oder Gartenbau.

Handwerker im Dach + Holz-Bereich wie Zimmerer oder auch Dachdecker sollten darüber nachdenken, sich mit Landschaftsgärtnern und/oder Gartenarchitekten zusammenzuschließen. Beide Gewerbe können hier vom Wissen der anderen Seite profitieren. Das Entscheidende dabei ist, dass sich der Kunde in jedem Fall gut abgeholt fühlt.

Die wichtigsten Infos zum Aufbau von Gründächern und Dachbegrünungen

Nichtsdestotrotz kann es auch Zimmerern oder Dachdeckern nicht schaden, sich schon mal vorab ein bisschen Wissen anzueignen. Hier finden Sie zunächst ein paar Tipps zum Aufbau von Gründächern:

► Wurzelfeste Abdichtung im Neubau:

Für einen verlässlichen Schutz des Dachs braucht es eine verlässliche und wurzelfeste Abdichtung. Als Material kommen Bitumen oder Kunststoff in Frage.

► Wurzelfeste Abdichtung im Bestandsbau:

Hier ist zunächst mit einem Blick in die Baupläne oder einem Austausch mit dem Bauherren und/oder dem Architekten zu klären, wie das Dach abgedichtet ist. Im Zweifelsfall sollten Sie das Dach erneut wurzelfest abdichten.

► Statikprüfung:

Auf einem begrünten Dach lastet mehr Gewicht als auf einem nicht-begrünten. Vor der Begrünung sollte unbedingt ein Statiker prüfen, wie viel Mehrgewicht das Dach aushält.

► Spezielles Pflanzsubstrat:

Blumenerde auf dem Dach? Macht keinen Sinn, sie ist zu schwer und speichert zu wenig Wasser. Stattdessen sollten Sie auf spezielle Pflanzsubstrate mit größtenteils mineralischen Anteilen setzen. Sie speichern Wasser besser und ermöglichen ein optimales Wachstum der Pflanzen.

► Zufahrt freihalten und sauber arbeiten:

Schon klar, dass sind zwei Tipps, die Handwerker immer beachten sollten. Aber für die Anlieferung der Substrate mit Silofahrzeugen braucht es möglicherweise besonders viel Platz. Und vor dem Start sollte die wurzelfeste Abdichtung wirklich sauber sein und gereinigt werden.

► Nach der Dachbegrünung ist vor der Pflege:

Pflanzen drauf und fertig? Keinesfalls: Gerade zu Beginn sollte das Pflanzensubstrat immer gut bewässert sein. Das gilt natürlich umso mehr für die niederschlagsarmen Sommermonate. Einmal gut angewachsen, ist die Bewässerung dann kein Thema mehr. Trotzdem muss das Dach regelmäßig zur Kontrolle einer sachgemäßen Entwässerung und zur Entfernung von unerwünschtem Fremdbewuchs begangen werden.

Dachbegrünung und Baugenehmigung: Das müssen Holz-Handwerker wissen

Für eine extensive Dachbegrünung mit z. B. Gräsern, Moos oder Kräutern ist in der Regel keine Baugenehmigung notwendig. Etwas anderes sieht es da schon bei einer intensiven Dachbegrünung aus, die mit Bäumen und Sträuchern einem echten Garten ähnelt: Hier kann es aufgrund gesetzlicher Bestimmungen zu Grenzabständen durchaus notwendig sein, eine Genehmigung einzuholen. Als ausführender Handwerker sollten Sie sich dazu unbedingt bei Ihrer lokalen Handwerkskammer oder bei Ihrer Kommune schlau machen und falls notwendig eine Baugenehmigung einholen. Generell ist zudem unbedingt für eine Entwässerung, z. B. über eine Dachrinne, zu sorgen.

Die Dachbegrünungsrichtlinien der FFL und ihre Bedeutung

Neben einer möglichen Baugenehmigung sollten Dach+Holz-Handwerker bei einer Dachbegrünung auch die Dachbegrünungsrichtlinien beachten. Diese gelten für alle Arten der Dachbegrünung und werden seit 1982 von der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e.V. (FFL) herausgegeben und laufend aktualisiert. Diese Richtlinien sind zwar keine gesetzlichen Grundlagen, werden aber weitestgehend von allen beteiligten Experten als Standard-Regelwerk anerkannt. Auch Dachdecker und Zimmerer sollten diese Regeln kennen und sich daran halten.

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